Der AKS Hamburg beschäftigt sich seit dem Frühjahr 2023 im Zuge einer Tagung an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg im Fachbereich Soziale Arbeit mit den historischen Bezügen, die zur Gründung des AKS in Hamburg und bundesweit geführt haben, sowie den damit im Zusammenhang stehenden Konflikten und Errungenschaften. Im Zuge dessen sind wir auf die Auseinandersetzungen um den 5. Deutschen Jugendhilfetag (DJHT) gestoßen. Dieser wurde seitens der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) als Antwort auf die Aktivitäten der Sozialistischen Aktion, welche die „Umfunktionierung“ und „Gefahr einer Sprengung“ des Jugendhilfetages mit sich zu bringen drohte (AGJ-Pressedienst zur Absage des 5. DJHT, 30.05. 1974), abgesagt. Der 5. DJHT sollte in Hamburg stattfinden.
Diese Absage jährt sich 2024 zum fünfzigsten mal. Dieses symbolische Jubiläum wollen wir zum Anlass nehmen, um im Rahmen einer Fachtagung über Kontinuitäten, Konsequenzen und Schlussfolgerungen für heute ins Gespräch zu kommen und die inhaltlichen Kontroversen von damals auf ihre Aktualität heute zu prüfen. Um unser Vorhaben mit fundierten Informationen und zentralen Kernthemen dezidiert vorbereiten zu können, vereinbarten wir mit dem Archiv für Sozialforschung Termine, um das vorhandene einschlägige Material zu sichten und für unser Vorhaben nutzbar zu machen.
Im Leseraum des Instituts warteten Boxen mit verschiedensten Materialien zu den Jugendhilfetagen im Zeitraum von 1970 bis 1974. Davon alleine vier Kisten mit Protokollen diverser Vorbereitungstreffen, Stellungnahmen und fachlichen Positionierungen der unterschiedlichen Gruppierungen rund um den 5. DJHT. Wir sichteten das Material nach Arbeitsfeld und Stellungnahmen. Des Weiteren suchten wir darüber hinaus interessante Karikaturen und Sprüche aus dem Material zusammen. Zeitgleich mit unserer Recherchearbeit entwickelte sich die Idee, im Rahmen der Fachtagung eine kleine Ausstellung zu den historischen Bezügen stattfinden zu lassen.
Es ergaben sich sowohl interessante Erkenntnisse über alte Konflikte und neue Potentiale als auch ernüchternde Erkenntnisse über seit 50 Jahren bestehende Konfliktlinien. Unter der Fragestellung „Alte Potentiale – neue Zwänge?!“ soll sich im Rahmen einer Fachtagung am 20. und 21. September 2024 an der Uni Hamburg kritisch mit damaligen Konflikten und reformpädagogischen Errungenschaften auseinandergesetzt werden. Die Idee ist, aus der Vergangenheit zu lernen und zu überlegen, wo sich heute anknüpfen lässt; was überwunden wurde, welche neuen Herausforderungen oder auch Konflikte es gibt und welche Lehren aus dem damaligen für heute gezogen werden können. Unsere Funde wollen wir aufarbeiten und im Rahmen der Fachtagung in einer Ausstellung präsentieren.
Im Februar 2024 konnten wir unsere Recherchearbeiten beenden und auf Basis der erarbeiteten Erkenntnisse eine Ankündigung zu unserer Veranstaltung erstellen, auf die wir hier sehr gerne hinweisen:
https://akshamburg.wordpress.com/wp-content/uploads/2024/03/save-the-date-5.djht_.pdf
Fest steht, dass wir uns ohne das fundierte Material des Instituts für Sozialforschung sicherlich nicht so umfänglich und vertiefend mit den Konfliktlinien und Spannungen von damals hätten auseinandersetzen können.
Ramona Seebach und Jorrit Schwagereck
(AKS Hamburg)
Im Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit (AKS) treffen sich seit Anfang 2011 in der Sozialen Arbeit Tätige und Interessierte, Praktiker_innen, Mitarbeiter_innen und Student_innen der Hamburger Hochschulen. Wir engagieren uns als politische denkende Menschen und nicht als Vertreter_innen einer Institution oder eines bestimmten Trägers.
Damit führen wir die Tradition aus den 70er und 80er Jahren fort. Schon damals gab es Arbeitskreise Kritische Soziale Arbeit, in denen sich Menschen in Wissenschaft und Praxis mit Sozialer Arbeit/Sozialpädagogik auseinandergesetzt haben.
Seit 2005 haben sich in mehr als 10 Städten in Deutschland solche Arbeitskreise gegründet.
Homepage des AKS Hamburg: https://akshamburg.wordpress.com/