Eine unserer häufig genutzten Sammlungen ist unsere Plakatsammlung.
Hier findet sich eine Vielfalt von Plakaten aus nahezu allen Bereichen der Sozialen Bewegungen von den 1950er Jahren bis heute; zumeist aus Deutschland, aber auch darüber hinaus. Die Sammlung wird immer wieder gerne angefragt für Ausstellungen in Museen, aber auch für verschiedenste Arten von Publikationen oder für die Bebilderung von Veranstaltungen in unserem Institut, z.B. für die lange Nacht des Wissens.
Naturgemäß liegen die meisten Plakate in großen Formaten vor, bis hin zu DIN A0 und Übergrößen/ Sonderformaten. Bevor sie digitalisiert wurden, mussten die Originale bei jeder Recherche-Anfrage in den unhandlichen Mappen durchgeblättert werden.
Die teils empfindlichen Exemplare hätten dadurch auf Dauer sehr gelitten.
2012/2013 starteten wir deshalb ein erstes Digitalisierungsprojekt, das ohne Fremdvergabe realisiert werden konnte:
Mithilfe eines gerade für die HIS-Bibliothek angeschafften Aufsicht-Scanners (bis DIN A2 nutzbar) und einer guten Digitalkamera haben zwei Archivkollegen mehrere tausend Plakate eingearbeitet. Größere Formate wurden mit Magneten an einer Stelltafel befestigt bzw. auf einem großen Tisch liegend aus der Höhe fotografiert. Viele Plakate wurden zudem mit angelegtem Maßband abgelichtet, damit auch für eine Nachfrage nach den genauen Abmessungen das Plakat nicht herausgenommen werden muss. Die Digitalisierungsqualität reicht für die meisten Zwecke völlig aus, so dass nur noch ganz gezielt einzelne Plakate für die Ausleihe oder eine Reproduktion aus der Mappe genommen werden müssen.
Anschließend wurden die Bilddateien (.jpg) komprimiert per Stapelimport in unsere FAUST-Datenbank importiert und dort formal und inhaltlich erschlossen. Neben einem Titel wurde hauptsächlich der sammlungsübergreifende Zentralthesaurus „Soziale Bewegungen“ zur Erschließung genutzt: Eine inhaltliche Zuordnung zu mindestens einer Systematikstelle sowie eine geografische und eine zeitliche Einordnung. Dies trug bereits zu einer erheblich verbesserten Trefferquote für Anfragen bei.
Hier ein Beispiel für eine Erfassung in FAUST:
Die Signatur „SBe_425_P2_04“ ergibt sich wie folgt:
- SBe = Sammlungsbereich „Soziale Bewegungen“
- 425 = Systematikpunkt „Literarische Opposition“ im Sammlungsbereich
- P2 = Format DINA2
- 04 = Plakat Nr. 4 in der Mappe.
Zwischen 2013 und 2015 wurden so – neben der alltäglichen Arbeit – über 4000 Plakate in die Datenbank eingearbeitet, mit Signatur versehen und systematisch abgelegt.
Nach einem zweiten Digitalisierungsdurchgang in 2017 mit über 1000 Plakaten waren bis 2020 schon wieder einige hundert Exemplare ins Archiv gelangt; teils durch Ankäufe, „Tauschgeschäfte“ mit anderen Archiven, teils in Nachlässen o.a. Abgaben enthalten oder auch von uns Mitarbeiter*innen selbst eingesammelt.
Seit Sommer 2020 läuft die derzeitige „Digitalisierungswelle“.
Die Vorgehensweise ist im Prinzip noch die gleiche, und die Plakate werden weiterhin nach Größen getrennt. Allerdings haben wir das Ablagesystem dahingehend verändert, dass wir neu eingehende Plakate nicht mehr systematisch, sondern nach Eingangsjahr (und in den Mappen weiterhin nach Numerus Currens) ablegen. So muss im Plakatschrank weder Platz vorgehalten noch „gerückt“ werden, wenn zu einem Thema sehr viele Plakate eingehen sollten. Auch bei einer evtl. Umsystematisierung müssen die Plakate nicht angefasst werden, lediglich die Dateinamen und Signaturen in der Datenbank werden geändert.
Außerdem legen wir die Maßbänder nicht mehr an. Das war etwas umständlich und wurde fast gar nicht benötigt. Die Plakate liegen ihrem Format entsprechend in den Mappen, was sich auch in der Signatur abbildet (s.o., „SBe 425_P2_04“):
Durch die vielen Covid-19-bedingten Lockdown-Monate, die Zugangsbeschränkungen zum Institut und das verstärkte Arbeiten von zu Hause bestand die Möglichkeit, sich eingehender mit der Sammlung zu beschäftigen: Sowohl die Neuzugänge als auch die bereits digitalisierten Plakate konnten im „homeoffice“ intensiv nachbearbeitet werden. Das Ermitteln des Veröffentlichungsjahres, die geografische Zuordnung oder das Auflösen von Abkürzungen und manchmal auch das Ermitteln der inhaltlichen Zusammenhänge ist teilweise sehr zeitaufwändig, denn nicht immer sind eindeutige Angaben abgedruckt oder überliefert.
So werden die Schlagwortindizes mit beteiligten Personen und Gruppen sowie den Erscheinungs- und Veranstaltungsorten angereichert. Darüber hinaus wird aufgenommen, ob es sich z.B. um eine Informationsveranstaltung, ein Demonstrationsaufruf oder ein Solidaritätskonzert handelt.
Inzwischen sind annähernd 7000 Plakate digitalisiert und in der Datenbank erschlossen.
Hier ein kleine Auswahl von Motiven aus den Jahren 1959 -2015:
Die Plakatdatenbank kann bei Besuchen im HIS gerne eingesehen werden.
BS, 25.06.2020