Vor 100 Jahren, am 5.10.1921, gründete die englische Schriftstellerin Catherine Amy Dawson Scott in London P.E.N. International. Der Verband führte ursprünglich nur Dichter*innen, Essayist*innen und Romanautor*innen als Mitglieder, wofür die Abkürzung P.E.N. (Poets, Essayists, Novelists) steht. Inzwischen gibt es 144 PEN-Zentren über alle Kontinente hinweg in 102 Ländern.
Durch die gleichzeitige Anspielung auf den englischen Begriff „pen“ für Stift oder Schreibfeder ist der Name auch heute noch aktuell, denn die Mitgliedschaft ist für alle schreibenden Menschen möglich, die zwei eigenständige Publikationen nachweisen können. Dazu gehören neben Schriftsteller*innen und Dichter*innen auch Texter*innen, Übersetzer*innen, Journalist*innen etc. Sie müssen dafür von einem PEN-Mitglied vorgeschlagen werden.[1]
Das deutsche PEN-Zentrum existiert seit 1924. Der aktuelle Präsident des PEN-Zentrums Deutschland ist der Journalist und Schriftsteller Deniz Yücel. Dieser war selbst wegen seiner journalistischen Arbeit ab Februar 2017 ein Jahr lang in der Türkei ohne Anklage in Haft.[2]
Kurz nach dem 1. Weltkrieg gegründet, setzte sich der Verband anfangs für Frieden und Völkerverständigung ein, später zunehmend auch für freie Meinungsäußerung sowie gegen Zensur, Unterdückung und Verfolgung.
In diesem Sinne wurde 1960 vom PEN International das Writers In Prison Committee (WiPC) begründet, das durch Bekanntmachung und Dokumentation von Inhaftierung und Ermordung von Schreibenden versucht, auf die jeweiligen Regierungen einzuwirken. Das Komitee gibt jedes Jahr eine „Case list“ heraus, in der die Fälle veröffentlicht werden.[3] 1980/81 wurde der 15. November zum „International Day of the Imprisoned Writer“ ernannt, der seit nun mindestens 40 Jahren auf das leider immer noch sehr aktuelle Thema aufmerksam machen soll.[4]
Im Archiv liegen zwei Plakate zum Jahrestag 1995 vor, die das PEN-Zentrum BRD gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels veröffentlicht hat:
Das Plakat „32014060“ wurde von dem bekannten Grafikdesigner und Karikaturisten Klaus Staeck gestaltet und nahm das Motiv der durch Verfolgung und Inhaftierung in ihrer schriftstellerischen Tätigkeit und freien Meinungsäußerung gleichsam ausgelöschten Autor*innen auf. Die Vorlage für das zweite Plakat, das einen gefesselten, misshandelten Menschen zeigt, schuf Siegfried Neuenhausen 1971: eine lebensgroße Skulptur in Gedenken an Joao Borges de Souza, einen regimekritischen, brasilianischen Studenten, der von der damaligen Militärdiktatur zu Tode gefoltert wurde.[5]
Zum diesjährigen „Tag des inhaftierten Schriftstellers“ rückt der deutsche PEN, gemeinsam mit den PEN-Zentren weltweit, die Schicksale der inhaftierten Autorinnen und Autoren Rahile Dawut (China/Xinjiang), Selahattin Demirtaş (Türkei), Mohamed Al-Roken (Vereinigte Arabische Emirate) sowie Maykel Osorbo (Kuba) in das Licht der Öffentlichkeit. Darüber hinaus erneuert der PEN seinen dringenden Appell an die Weltgemeinschaft und insbesondere die Europäische Union, die brutale Unterdrückung der Presse- und Meinungsfreiheit in Eritrea nicht länger zu ignorieren, wo von zwölf Autorinnen und Autoren seit September 2001 jede Spur fehlt.
( -> Presseerklärung und Veranstaltungshinweise zum Imprisoned Writers Day 2021)
(12.11.2021, bs)
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/PEN_International, https://pen-international.org/who-we-are/history
[2] https://www.welt.de/autor/deniz-yuecel/
[3] https://pen-international.org/who-we-are/case-lists
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Day_of_the_Imprisoned_Writer. An anderer Stelle wird 1980 als das Startjahr angegeben:
https://www.pen-deutschland.de/de/2021/11/10/pen-zum-tag-des-inhaftierten-schriftstellers-15-11-autoren-weltweit-unter-druck/
[5] https://www.deutschlandfunkkultur.de/engagierte-politische-kunst.1013.de.html?dram:article_id=172026