* eine der Satyagraha-Normen von Gandhi, die Andreas Buro sein Leben lang begleiteten
Foto von Andreas Buro als Redner vom Archiv Netzwerk Friedenskooperative
Foto: Archiv Netzwerk Friedenskooperative

Andreas Buro (* 15. August 1928 in Berlin; + 19. Januar 2016 in Grävenwiesbach) war Politikwissenschaftler und einer der wesentlichen Vordenker der Friedensbewegung und der Menschen- und Bürgerrechtsbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Als streitbarer Pazifist lagen ihm die Abrüstung, Friedensforschung und die zivile Konfliktbearbeitung besonders am Herzen.

Er war Mitbegründer und führender Vertreter verschiedener friedenspolitischer Initiativen in Deutschland wie in internationalen Zusammenhängen,  trug aber auch zur Gründung des Sozialistischen Büros (SB) bei, das seit 1969 das Ziel verfolgte, linke Politik zu vermitteln und den außerparlamentarischen politischen Diskurs anzuregen.
Durch das vom SB organisierte „3. Internationale Russell-Tribunal zur Situation der Menschenrechte in der Bundesrepublik Deutschland“ angestoßen, gründeten einige der Mitglieder – darunter Wolf-Dieter Narr, Roland Roth, Klaus und Hanne Vack sowie Andreas Buro –  1980 das Komitee für Grundrechte und Demokratie, um sich intensiver mit Grund- und Menschenrechten zu befassen.

Der uns vorliegende Nachlass bildet Andreas Buros Arbeit in politischen Organisationen, Netzwerken, losen Zusammenschlüssen sowie in kleinerem Umfang seine akademische Tätigkeit in Lehre und Forschung ab. Er umfasst Korrespondenz, Rundbriefe und Protokolle, sowie Materialsammlungen, Notizen, Entwürfe und (Rede-)Manuskripte zu Buros umfangreicher publizistischer Arbeit.  Zusammen mit Flugschriften, Fotos und einzelnen Plakaten bilden diese Dokumente mehr als 50 Jahre politisches Denken und Wirken ab – von Kriegsdienstgegnerschaft und Ostermarschbewegung in den frühen 1960er Jahren bis zu Konzepten zur Deeskalation und Kriegsprävention im Ukraine-Konflikt 2014/2015.

Der Bestand kam in zwei Teilen ins HIS-Archiv. Die erste Teillieferung, die hauptsächlich aus Aktenordnern bestand, traf 2015 – also noch zu Lebzeiten von Andreas Buro – im Hamburger Institut für Sozialforschung ein und wurde bereits 2016 gesichtet, aber noch nicht erschlossen. Die zweite Lieferung 2016 bestand größtenteils aus losen Stapeln und wartete zunächst, in Umzugskartons trocken und vor schädlichen Einflüssen geschützt, bis Mitte 2019 darauf, dass das Bearbeitungsprojekt begann.
Nun konnte eine Gesamtübersicht über alle vorhandenen Archivalien erstellt und anhand dieser eine Systematik, die beide Teile vereint, entwickelt werden. Neben den üblichen Maßnahmen zur Bestandserhaltung wurden Teile der Sammlung schutzdigitalisiert, um diese auch auf lange Sicht zu konservieren und zugänglich zu machen. Die inhaltliche Erschließung der nunmehr über 50 Regalmeter Materials wird voraussichtlich Ende 2020 abgeschlossen sein.

Die Sammlung ist von besonderem Interesse, da sie zum einen im Haus vorhandenes Archivgut – wie die Sammlung zum Sozialistischen Büro oder dem Komitee für Grundrechte und Demokratie – ergänzt und zum anderen das breitgefächerte politische Engagement von Andreas Buro, der als wichtiger Vertreter der undogmatischen Neuen Linken und der Menschen- und Bürgerrechtsbewegung in der Bundesrepublik Deutschland gilt, abbildet und für die Öffentlichkeit zugänglich macht.

(MG)